Fragen ans POS-Marketing 2023 –Teil 2: Wie wichtig sind (gedruckte) Anzeigenblätter des LEH?

Ja was denn nun? Sind gedruckte Handzettel ein Auslaufmodell oder unverzichtbares Hilfsmittel für die Aktionswerbung im LEH?

Viele Media-Entscheider im Handel treibt diese Frage seit geraumer Zeit um. Die gedruckte Millionenauflage des wöchentlichen Anzeigenblatts kostet viel Geld. Belastet das Mediabudget. Sorgt leider für jede Menge Streuverluste. So weit so bekannt. Testläufe, den Handzettel, das Faltblatt, die Wochenprospekte und Werbeflyer durch digitales Ausspielen von Aktionsangeboten zu ersetzen, gab es in den vergangenen 10 bis 15 Jahren zuhauf. Bis vor Kurzem verliefen diese Übungen jedoch ohne den gewünschten Substitutionseffekt. Spätestens seit Rewe jedoch mit großem medialen Echo verkündete, ab Sommer 2023 ganz auf das gedruckte Anzeigenblatt verzichten zu wollen, nahm die Diskussion unter Experten wieder an Fahrt auf.

Zur Veranschaulichung der derzeitigen Gemengelage, hier einige Zitate aus den vergangenen Wochen:

„Abschied vom Handzettel könnte voreilig sein. GfK hält Abschaffung des Wochenprospekts für keine gute Idee“

aus LZ 50/2022

„Netto Nord reduziert seinen Prospekt.“

aus LZ 40/2022

„Müller holt den Handzettel zurück. Der Drogeriemarktbetreiber Müller setzt trotz angekündigter Dauerpreis-Strategie wieder stärker auf Aktionen.“

Aus LZ 04/2023

„Bauhaus stellt Print-Handzettel in Berlin ein. Unternehmen startet Test – Werbebeilage nur noch online – Unterschiede zwischen Stadt und Land“

aus LZ 46/2022

„Der Schweinebauch ist im digitalen Dschungel angekommen.“

Adcombi-Geschäftsführer Sebastian Kraemer in seinem Gastbeitrag bei HORIZONT Online

Wir erkennen, das Bild ist nicht eindeutig. Halten also fest, dass gedruckte Handzettel für nicht wenige Handelsunternehmen auch heute noch ein wesentliches Marketinginstrument sind.

Doch wie beurteilen Shopper die gedruckten Anzeigenblätter, die z. B. per Haushaltssendung oder Zeitungsbeilage distribuiert werden?

Nach dem DIY-Einkaufszettel ist das gedruckte Anzeigenblatt
eine wesentliche Planungshilfe für den Einkauf im LEH
Quelle: POS-Marketing-Report 2023
Auch als Impulsgeber für die Einkaufsentscheidung am POS
ist der gedruckte Handzettel für drei von vier Kunden
ein wesentlicher Einflussfaktor
Quelle: POS-Marketing-Report 2023

Wir erkennen, für die Einkaufsplanung und als Entscheidungshilfe beim Kauf sind Anzeigenblätter ein wichtiges Instrument. Derzeit ganz darauf zu verzichten, das erscheint zumindest fragwürdig. Doch wie beurteilen die LEH-Kunden die digitale Alternative zum wöchentlichen Werbeprospekt aus Papier?

Für beachtliche 60 Prozent wäre ein Verzicht aufs gedruckte Anzeigenblatt vorstellbar,
wenn es statt dessen eine elektronische Angebots-Info gäbe.
Quelle: POS-Marketing-Report 2023

Wir betrachten hinsichtlich der eingangs gestellten Frage also ein unklares Bild. Das Shopper-Votum ist nicht eindeutig. Allerdings erkennen wir über die vergangenen Jahre eine Tendenz, elektronische Angebotsinformationen als adäquaten Ersatz fürs gedruckte Werbeblatt zu akzeptieren. Wenn ab Sommer die wöchentlichen Rewe-Aktionen überwiegend digital kommuniziert werden, könnte es weitere Bewegung in Richtung Online-Nutzung bei den Shoppern geben.