EuroShop 2023 – Nachhaltigkeit und Digitalisierung dominieren die Weltleitmesse für Handelstechnologie in Düsseldorf

Seit gestern hat die EuroShop, das weltweit führende Leit-Event für Technologie, Einrichtungs- und Ausstattungsbedarf des Handels, ihre Pforten geöffnet und lockt bis Donnerstag zigtausende Besucher an. Die Eindrücke des ersten Messetags machen deutlich, dass Nachhaltigkeit und Digitalisierung die bestimmenden Themen beim diesjährigen Großereignis der Handelsbranche sind. In 16 belegten Messehallen präsentieren mehr als 2.300 Aussteller aus 60 Ländern die neuesten Trends und Innovationen aus dem Bereich Retail. Die EuroShop bietet damit erstmals seit 2020 wieder eine internationale Plattform für den Austausch von Ideen und Erfahrungen zwischen Branchenexperten und Unternehmen. In allen Ausstellungsbereichen sind zahlreiche Highlights zu finden. Hier im Blog schauen wir uns einige spannende Themen fürs POS-Marketing an.

Schaufensterfiguren aus Plastikmüll – Benchmark für den LEH?

Nachhaltigkeit wird immer wichtiger für Unternehmen und Konsumenten. Der französische Hersteller von Schaufensterfiguren WINDOW MANNEQUINS geht hier mit gutem Beispiel voran. Das Unternehmen hat ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem eigens ein Rohstoff aus Plastikmüll aus dem Meer für die Herstellung von Schaufensterfiguren gewonnen wird. Dabei arbeiten die Franzosen eng mit einem asiatischen Dienstleister zusammen, der sich auf die Reinigung der Ozeane spezialisiert hat. Durch diese Zusammenarbeit wird HDPE gewonnen, das sich dafür eignet, neu eingefärbt und dann im Figurenbau verarbeitet zu werden. Die Kooperation ist mehr als nur symbolisch, da sie zur Reinigung der Ozeane beiträgt und gleichzeitig ökologische Produktionsprobleme bewältigt. An dieser Technologie könnten sich auch Produzenten von Platzierungs- und Deko-Elementen im LEH (Lebensmitteleinzelhandel) orientieren.

Überlebensgroß aus dem 3D-Drucker:
Recycelte Mannequins aus Ozean-Plastikmüll
Der Stoff aus dem Nachhaltigkeits-Träume sind:
recyceltes HDPE-Granulat zum Weiterverarbeiten

AR fürs Online-Shopping

Die Zukunft des Shoppings wird durch AR- und ggfs. auch VR-Technologien revolutioniert. Experten sind sich einig, dass es nicht mehr lange dauert, bis insbesondere Augmented Reality zur gewohnten Alltagsanwendung wird. Auf dem Stand der Firma SCANBLUE haben Besucher die Möglichkeit, virtuelle Gegenstände per Foto-Scan in jeden beliebigen Raum zu stellen. Mit der schnellen Digitalisierung von Onlineshop-Artikeln will sich das Unternehmen als Partner für E-Commerce Betreiber unverzichtbar machen. Die Qualität der demonstrierten Visualisierung ist beeindruckend. Selbst überzeugen können Sie sich von diesem AR-Erlebnis in Halle 12, Stand C36.

Täuschend echte A(r)nimation:
Handy-Screenshot vom projiziertem Fitnessgerät

Neu bei Wanzl: Smart Scan – smart trolley

In Halle 11, Stand F04 – F24 hat der Einkaufswagen-Spezialist WANZL einen echten Hingucker aufgebaut: ein Pretty-in-Pink-Store mit digitalem Shoperlebnis. Was steckt dahinter? Hier kommt die Auflösung: Die bayrischen Schwaben präsentieren den „Smart Trolley“ – ein digitaler Einkaufswagen, der das Shoppen zum echten Vergnügen machen soll. Wie funktioniert das Ganze? Kunden legen ihre Waren in den Wagen und der Trolley erfasst automatisch, was hineingelegt wird. Das heißt: Schluss mit Warten an der Kasse! Über den integrierten Scanner können Kunden ihre Einkäufe erfassen, während sie die Regale durchstöbern. Das im Griff integrierte Display zeigt den Kunden jederzeit, welche Produkte sie bereits im Wagen haben und wie viel sie insgesamt ausgeben werden. Eine KI überwacht, ob alles korrekt gescannt wurde, um mögliche Fehler zu vermeiden. Der Smart Trolley spart – so das Versprechen von Wanzl – somit Zeit und Aufwand für Kunden und Händler gleichermaßen. Das Warten und Umpacken an der Kasse entfällt. Das Prinzip des digitalen Wanzl-Wagens entspricht dabei der Funktionsweise des „Easy Shoppers“, den Edeka bereits im Einsatz hat. Christoph Schäfer von Wanzl, der die Trolley-Technologie erläutert, kündigt den Rollout im Laufe eines Jahres an.

Demo-Store im Miami-Vice-Look bei Wanzl
Aufladung mittels seitlicher Kontaktschiene:
Der „Smart Trolley“ vor dem Start
Mit der App gescannt und auf dem Trolley-Bildschirm erkannt:
Sea Salt Chips im Demo-Einkaufswagen
Alle Einkäufe werden lückenlos erfasst;
auch Frischware!

Einige Schritte weiter präsentiert Wanzl ein digitales Highlight für die Kategorie Backwaren: den automatisierten Backprozess mit dem Backroboter „BAKISTO“. Der Bake-off-Bereich im Lebensmitteleinzelhandel wächst stetig, aber hoher Zeitaufwand, fehlendes Personal mit Erfahrung und starre Backpläne trüben oft die Bilanz. In Zusammenarbeit mit dem renommierten Backofenhersteller Wiesheu hat Wanzl Abläufe im Backshop automatisiert. Die digitale Werkbank reicht von der Bestückung mit Teiglingen über das Backen bis hin zur Präsentation der fertigen Backwaren in den Regalen. Der Backprozess wird damit vollautomatisch gesteuert, was Zeit und Ressourcen spart. Backpläne können flexibel und einfach angepasst werden, sodass der Backshop immer optimal auf die Bedürfnisse der Kunden eingestellt ist. Die Backwaren werden immer in gleichbleibend hoher Qualität produziert und können schnell und einfach präsentiert werden.

Einarmig aber multifunktional:
„Bakisto“ im Einsatz

Komfortables Shopping-Erlebnis durch schnellen Checkout

Die ITAB Gruppe macht die Abläufe  für Shopper im Bezahlprozess noch schneller und angenehmer. Die schwedischen Retail-Partner bieten mit ihren sogenannten „FLEX FLOW“ Scanner-Terminals eine flexibel ins Kassensystem einbaubare Anwendung an. Thorsten Kipar, Marketing Manager für Zentraleuropa bei ITAB, erläutert: „Durch diese Platzoptimierung lassen sich mehrere Terminals aufstellen und Wartezeiten beim Checkout können deutlich verringert werden.“ Kassenkräfte werden hier freilich weiterhin benötigt. Sei es für die Altersfreigabe beim Kauf von Alkoholika, sei es für die Beantwortung von Kundenfragen. Auf die Frage, welches System sich im deutschen LEH langfristig durchsetzen werde – autonom Shoppen mit automatisiertem Bezahlvorgang oder Self-Scanning mit Zahlung beim Checkout – hat Thorsten Kipar eine klare Antwort: beides! Das Live-Erlebnis des Scanners finden Sie in Halle 10 A42 – C42

Kassenzone mit integriertem FlexFlow-Scanner
für beschleunigten Checkout.

„Hyper-Personalisierung“ – KI bringt individualisierte Angebote in Echtzeit auf das Smartphone

Die Sächsische Softwareschmiede GK stellt auf der EuroShop erstmals ihre sogenannte „Hyper-Personalisierung“ vor. Dafür hat GK einen „Grab-and-Go“ Demo-Store in Halle 6, G42 aufgebaut. Hinter dem Fachbegriff der Hyper-Personalisierung ist die Verbindung zwischen einer KI-Engine und Echtzeit-Daten zu verstehen. Diese Lösung unter der Bezeichnung „GK Engage“ liefert Shoppern individualisierte Angebote bezogen auf ihr aktuelles Einkaufsverhalten an jedem Punkt ihres Einkaufs – in Echtzeit also. Dafür bringt die Datenplattform von GK die Artikeldaten des aktuellen Warenkorbs mit historischen Bondaten und allen Produkt- und Kundenstammdaten zusammen. Eine gigantische Datenmenge also, die hier in Echtzeit ausgewertet wird. Für Außenstehende ist diese Anwendung nicht einfach zu durchschauen. Indes wird das Verhalten der Shopper immer transparenter – entsprechende Opt-ins natürlich vorausgesetzt.

Der Demostore von GK im Überseecontainer …
… zeigt die Warenerfassung in Echtzeit.

Mit dem eigenen Avatar ins Metaverse

Wie viele andere Branchen beschäftigt sich auch der Handel mit der digitalen Parallelwelt „Metaverse“. Um sich mit der eigenen Persönlichkeit in virtuellen Räumen bewegen zu können, braucht es einen Avatar. Eine Lösung dafür, sein digitales Gegenstück möglichst identisch aussehen zu lassen, liefert das Düsseldorfer Unternehmen DOOB SE. In Halle 3, Stand A19 können sich Messebesucher selbst scannen lassen. Das Ergebnis: eine virtuelle 1:1 Kopie von sich selbst. Dieser lebensechten Avatar kann nun in sozialen Netzwerken geteilt und/oder mit Marken in Verbindung gebracht werden. Ähnlich wie mit Bildern aus der etablierten Fotobox, kann der 3D-Scan im Rahmen von Promotion-Aktionen mit Kampagnen-Inhalten und Brand Content emotional aufgeladen werden.

Der Ganzkörper-Scanner von Doob …
… erfasst alle Gesten …
… um einen 1:1-Avatar erstellen zu können.
… der dann im virtuellen Raum vervielfältigt tanzen kann.

Kontaktlos und einfach shoppen wie in den USA: „Just-Walk-Out“-Shop mit amazon-Technologie

Einfach einkaufen und rausgehen, so funktionieren die „Pick-and-Go“-Märkte von Rewe. Ein Pionier in dieser Art des Einkaufens ist AMAZON. Statt Self-Scanning setzt der Versandgigant bei seinen „Just-Walk-Out“-Shops auf komplett automatisierte Zahlungsprozesse. Kunden checken mit Kreditkarte oder Bezahl-App im Laden ein, entnehmen die Waren aus den Regalen (begrenztes Sortiment!) und verlassen den Shop ohne anstehen oder Waren scannen zu müssen. Mit Kameratechnologie in Kombination mit Regalsensoren werden die Artikel automatisch registriert und abgerechnet. Der Messeauftritt vom US-Unternehmen steht dabei im krassen Gegensatz zu seiner Omnipräsenz im Internet. Wüsste man nicht, dass der amazon-Stand in Halle 7, A/C 267 zu finden ist, bestünde die Gefahr, daran vorbeizugehen, ohne ihn zu beachten. Beachtlich!

Der amazon-Store am Rande der (Messe-)Stadt
Artikel werden per Display angezeigt und einfach mitgenommen
Und dann verlassen Kunden einfach die Verkaufsfläche.