Für Konsumenten mehr drin – Trend functional Food

Während der Corona Pandemie beschäftigten sich viele Deutsche – oft nicht ganz freiwillig – intensiver als früher mit dem Thema Essen. Zwar gab es auch während der Lockdowns bequeme Lieferservices für fertige Mahlzeiten, es wurde und wird jedoch verstärkt selbst zubereitet und gekocht (52% in 2021 vs. 39% in 2020 lt. BMEL-Erhebung). In dieser Gemengelage zeichnen sich für den Food-Sektor unter anderem folgende wesentliche Trends mit Disruptionspotenzial für den LEH ab (Quellen: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, BMEL, Food Report 2022 von Hanni Rützler):

  • Für 9 von 10 LEH-Kunden spielt Gesundheit beim Essen mittlerweile eine wichtige Rolle
  • Drei Viertel der Konsumenten verzehren derzeit täglich Obst und/oder Gemüse
  • Bereits jeder zehnte Shopper ist Vegetarier
  • Mehr als 80 Prozent halten eine regionale Erzeugung von Lebensmitteln für wichtig
  • Für jeden fünften LEH-Shopper war der Nutri-Score schon ein Beeinflussungsfaktor für die Kaufentscheidung
  • Lokale Lebensmittel gewinnen an Bedeutung, das Verlangen nach kulinarischen Entdeckungen und exotischen Genüssen ist aber auch gewachsen. Das Angebot „exotischer“ Erzeugnisse aus dem eigenen Land wird diesen scheinbaren Widerspruch auflösen (z. B. Garnelen aus biologischer Zucht in Bayern)
  • Zero Waste gewinnt an Relevanz
  • Bleibt: Die Basis = Essen muss schmecken (99%) 😉
Der aktuelle Ernährungsreport vom
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Die Trend-Map
des neuen Food-Reports 2022
Quelle: Snack-Connection

Insbesondere „gesundes“ Essen scheint Hersteller und Händler momentan zu bewegen. Dies ist der Eindruck beim Studium der Food- und LEH-Fachpresse und die Wahrnehmung beim Betrachten der aktuellen Launches im Food-Segment. Der Healthy-Trend äußert sich dabei einerseits im Hinzuaddieren gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe und andererseits im Weglassen. Reduziert werden tatsächlich oder vermeintlich schädliche Ingredienzien bzw. findet ein Austausch statt – insbesondere von tierischen Erzeugnissen gegen vegetarische Alternativen. Dabei ist gut gemeint nicht immer auch gut (für den Körper) gemacht. Ist ein Stück Rindfleisch aus biodynamischer Landwirtschaft einem Fleischersatzprodukt mit Zucker, Verdickungsmitteln und Aromastoffen doch physiologisch haushoch überlegen. In die oft fundamental-ideologisch geführte Ernährungsdebatte wollen wir uns jedoch in diesem Blog nicht einklinken, uns geht es um die Vermarktungsrelevanz vom „Functional Food“.

Angereichert mit Vitaminen, Mineralstoffen oder Zuckerersatzstoffen buhlen unzählige funktionale Lebensmittel im stationären und digitalen LEH um die Gunst der Kunden. Im Zuge der Selbstoptimierung dürfte die Nachfrage der Konsumenten nach „maßgeschneiderter“ Nahrung zunehmen. Analog des individuellen Bedarfsprofils an Nährwerten werden die Shopper ihren Warenkorb künftig ganz gezielt zusammenstellen. Deshalb sind Hersteller und Händler gut beraten, Ihre Shopper noch intensiver kennen zu lernen und ihre Einkaufsentscheidungen gründlicher zu verstehen. Flexibilität in der Zusammenstellung des Food-Angebots (Handel) und modulare Inhaltsstoff-Kombinationen (Hersteller) sind Ansätze, die verlangt und deshalb an Bedeutung gewinnen werden. Beispiele für Genuss- und Inhaltsstoff-Kombinationen liefern z. B. „MyMüsli“ mit dem Müsli-Mixer oder die Nürnberger Brandl Nutrition GmbH mit dem Protein-Shake-Konfigurator.

Hier eine Auswahl aktueller Trends für Produkte mit funktionalen Additiven:

  • B-Vitamine sowie Vitamin C und D in Fruchtsäften
  • Kokosnusswasser zur Reduzierung des Zuckeranteils in Getränken
  • Vegetarischer Fleischersatz in Convenience-Snacks
  • Haferbrote mit Ölsaaten und Aminosäuren
  • High Protein in Backwaren und MoPro-Erzeugnissen
Kaum Fett, viel Protein:
neuer Hüttenkäse von GERVAIS
Pures Brot ohne Hefe und Mehl:
Mestemachers Haferstücke
Pudding mit mehr als nur Genuss:
Dr. Oetkers High Protein-Produkt
Kokoswasser ersetzt Zucker beim
neuen Amecke Saft „Sanfte Süße“

Welche Aspekte treiben das Geschäft für FMCG-Anbieter und LEH in den kommenden Jahren unter dem Trend „Bewusst genießen“? Eine Antwort darauf finden Sie in Kürze hier im Blog.