Auswirkungen der Corona-Krise aufs Promotion-Geschäft

Händler und Marken mit außergewöhnlichen Herausforderungen

Im Vergleich zu vielen anderen Handelsbranchen erscheint der Lebensmittelhandel vielen derzeit wie eine Oase der Glückseligen. Keine Outlet-Schließungen, (noch) keine Frequenzbeschränkungen und ein regelrechter „run“ auf Kategorien, die sich bevorraten lassen, wie im Beitrag gestern dargelegt. Dennoch stellt die derzeitige Situation nicht nur extreme Herausforderungen an die Händler in Bezug auf die Schaffung von Warenverfügbarkeiten bei den neuralgischen Hamster-Artikeln. Auch Markenartikler sind betroffen, insbesondere jene, die im Rahmen von kommenden Großveranstaltungen Promotions geplant hatten und die Vorbereitung dafür nicht rechtzeitig stoppen konnten. Denn: von Kultur-Events bis Fußball-EM, von Champions-League bis Olympia wurden ausnahmslos alle relevanten Saison-Ereignisse bis zum Spätsommer gestrichen. Bitter für die Händler und Marken, die große Erwartungen in ihre POS-Marketing-Aktionen für die Festival- und Sportsaison gesetzt und diese bereits kommunikativ umgesetzt hatten, hier einige aktuelle Beispiele:

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Agenturen im Stresstest

Für die Dienstleistungsseite stellt sich die Situation noch dramatischer dar. Denn: Müssen Handel und Markenartikelindustrie zwar ihre geplanten Aktionen verschieben und dadurch Budget-Ineffizienzen hinnehmen, die sich durch erhöhtes Geschäftsvolumen in vielen Kategorien ausgleichen lassen, ist die Krise für Agenturen oft existenzgefährdend. Alle, die sich z. B. im Geschäftsfeld „Live-Kommunikation“ betätigen, wurden durch die Beschränkungen im Rahmen der Corona-Krise von „100 auf 0“ abgebremst. Veranstaltungen abgesagt, Messen gecancelt oder bis auf unbestimmt verschoben, Fachberatungen und Promoter-Einsätze im Handel gestoppt. Wer glaubt, dies alles im zweiten Halbjahr nachholen und das verlorene Geschäftsvolumen ausgleichen zu können, darf getrost auch gleich an ein Wunder vom  Weihnachtsmann glauben.

Aber auch für Kreativagenturen ist die derzeitige Situation keine „Bullen-Zeit“. Zwar werden viele Kampagnen, die ab Herbst/Winter oder gar 2021 geplant sind, vorbereitet. Sicher gibt es Branchen, in denen Mediapläne unbeeinflusst durch die Corona-Beschränkungen umgesetzt werden. Aber auch für Werbe- und Media-Agenturen gibt es spürbare Einschnitte im Budgetvolumen fürs erste Halbjahr 2020. In den von Schließungen betroffenen Branchen wie Reisen, Gastronomie, Elektronik usw. wäre eine Kampagne, insbesondere für Angebote auf der Fläche nutzlos. Jene Branchen, die momentan ohne Werbeunterstützung boomen, wie z. B. Lebensmittel, benötigen keinen zusätzlichen Schub durch Promotion-Maßnahmen.

Bleibt für die Marktteilnehmer die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität, die pro Branche sehr unterschiedlich ausfallen dürfte. Sehr sicher darf davon ausgegangen werden, dass die aktuellen Beschränkungen sukzessive gelockert und nach wenigen Wochen neu bewertet werden. Welche Branche wie lange noch unter den unmittelbaren Folgen der Krise leiden wird, kann aus heutiger Sicht kaum vorhergesagt werden.

Fazit:
Die derzeitige Marktsituation stellt an alle Marktteilnehmer unterschiedliche und unterschiedlich große Herausforderungen. Die Bandbreite der Folgen der Krise reicht dabei von Volumenzuwächsen in einigen wenigen Kategorien über harte Einschnitte im Geschäftsjahr bis zu zahlreichen Insolvenzen, aller Förder- und Hilfsprogramme des Bundeswirtschaftsministeriums zum Trotz.

Ein „Geschäft“ ganz anderer Art hat anscheinend derzeit Hochkonjunktur … an was ich denke? Versuchen Sie bitte mal, im Moment eine Packung Toilettenpapier zu kaufen …!