Auf den Kopf gestellt

Oder wie der Brite sagt: „Upside down“. So dürfen wir uns den Einzelhandel in wenigen Jahren vorstellen. Damit meine ich nicht, dass Aldi noch weniger Discount sein wird oder Drogeriemarktbetreiber unter die Brötchenbäcker gehen könnten. Es handelt sich um eine Aussage, die auf einer ganz aktuellen Studie basiert. Einer Studie, erstellt vom französischen Shopping Center Betreiber Unibail-Rodamco-Westfield. Der hat 15.700 Shopper in ganz Europa darüber befragt, wie sie in den kommenden 10 Jahren einkaufen wollen und werden. Darauf basierend entstanden fünf Schlüsseltrends, die richtungsweisende Veränderungen („seismic shifts“) im Einzelhandel bewirken sollen.

Schauen wir uns die fünf Retail Trends an

  • Mehr persönliches Markenerlebnis und „Storytelling“ rund um die präsentierten Marken (in der Studie: „space will be curated“). Die kuratierte Verkaufsfläche also. Mehr, als nur Ware zu präsentieren. Mehr, als Kunden nur freundlich zu bedienen. Outlets werden also vom Ort des Präsentierens, Informierens und Verkaufens zu Erlebniswelten für Marken und Shopper.
  • Mehr Auswahl als bisher. Wobei „mehr“ auch für „besser“ steht. Bemerkenswert, dass viele Shopper ihre geliebten Online-Marken auch in der analogen Welt des stationären Handels erleben möchten, dort allerdings nicht in der kompletten Bandbreite, sondern für „Surprise & Delight“.
  • Selbsttragende bzw. nachhaltig funktionierende Stores. Die Erwartung der Shopper ist eindeutig: nicht 50%, nicht 75% sondern 100% nachhaltig. Heißt infrastrukturelle Veränderungen für die auf Effizienz getrimmten Geschäftsmodelle der Big Players. Und Druck von kleinen wendigen Startups, die ihr Geschäftsmodell ganz auf Nachhaltigkeit trimmen können.
  • Personalisierung und Individualisierung auf dem nächsten Level. Und weil es die Studienmacher so schön formuliert haben, hier der Satz im Original: „Forget retail therapy – the future is retail surgery“. Bedeutet also auf der detaillierten Bedarf-Diagnose folgt die passende „Operation“ auf Basis von Wissen – Stichwort: Datenanalyse und -auswertung.
  • Stärkerer lokaler Bezug bei der Markenauswahl und eine Reflexion des sozialen Umfelds der Outlets. Eine Entwicklung, die wir bereits täglich in nahezu allen Lebensmittelmärkten beobachten können: regional schlägt bio, lokal schlägt regional. Je authentischer und „näher“ der Lieferant, desto glaubwürdiger und vertrauensvoller die Marke.

Vielleicht sind Sie auch so gespannt wie ich, welche dieser Trends den Handel tatsächlich „auf den Kopf stellen“ werden. Einige sind bereits spürbar, andere werden sich – je nach Branche – sicher sehr unterschiedlich entwickeln. Andere werden vielleicht durch unvorhersehbare Entwicklungen sogar gestoppt oder umgekehrt.

Hier mehr Informationen zur aktuellen Studie.