Neu auf der Fläche: „Gesundes“ für Kids & Co.

Heute ein kurzer Impulsbeitrag zu einem Thema, das unseren Kernkompetenzbereich des POS-Marketing nur streift. Zwar geht es um Neuheiten auf der Fläche, um Produktinnovationen. Jedoch nicht vor dem Hintergrund der POS-Präsenz. Heute geht es um das Verhältnis von Packungsgestaltung und Positionierung zu tatsächlichen Inhalten der neuen Artikel, allesamt aus dem Bereich „Süßwaren und salzige Snacks“.

Die Sache mit den „gesunden“ Snacks

Nicht nur Interessensgruppen der Food-Branche und Bundesernährungsministern geht es so: alle von uns haben ein individuelles Verständnis davon, wie „gesunde“ Ernährung definiert ist. Jeder, der sich mit dem Thema auch nur ansatzweise beschäftigt, hat seine ganz eigene Interpretation, was gesunde Lebensmittel ausmacht. Betrifft natürlich auch den Bereich der Süßwaren und salzigen Snacks. Gesunde Süßwaren, höre ich Sie fragen – gibt es das? Schauen wir uns die Neuheiten einmal vor diesem Hintergrund an.

Ist das Freundschaft oder nur frech?

Die Marke „Freche Freunde“ bringt ein neues Knabberprodukt für die ganz jungen Snackgenießer ab 7 Monaten(!) auf den Markt: Die Knusper-Flips „Pastinake“ loben „Ohne Zuckerzusatz“ prominent auf der Packungsfront aus.

Mit Pastinake und ohne Zucker – süß!

Durch die Angaben auf der Rückseite des Neuprodukts werden die Auslobungen auf der Packungsfront relativiert. Finden wir die dort groß abgebildete gesunde Rübe mit den kindgerecht gestalteten Glubschaugen doch nur zu 8% als Zutat in der Packung. Dagegen macht 90% des Inhalts Maismehl aus. Daher auch der hohe Gehalt an Kohlenhydraten im Produkt (von den 20 g des Packungsinhalts sind das 16 g). Und Kohlenhydrate bestehen freilich aus Zuckermolekülen. Da braucht es in der Tat keinen Zuckerzusatz mehr. 

Maismehl-Flips wäre die bessere Bezeichnung. Zusatz: mit viel Zucker aus Kohlenhydraten!

Ähnlich geht es auch den deutlich größeren Snackfreunden, wenn sie vermeintlich „gesunde“ Snackalternativen genießen. Auch wenn die Gestaltung der Snacktüten anderes erwarten lässt, die derzeit als „healthy food“ positionierten Knabber-Alternativen halten meist inhaltlich nicht mit der Auslobung Schritt. Hier als Beispiel die Gemüse-Chips aus dem Hause Kühne:

Voll im erdigen Veggie-Look …
… aber inhaltlich voll fett und zuckrig.
Gemüsechips von Kühne.

Auch im Bereich der Zuckerwaren gibt es ein neues Produkt, das auf der Packung Erwartungen weckt, die die Inhaltsstoffe nur bedingt erfüllen können. Katjes Fassin verspricht mit den WICK „TripleAction“ Bonbons großformatig ein Plus an Zink und Vitamin C. Zink als „Immunmineral“ wird in den Anzeigen für die Menthol-Hustenbonbons besonders hervorgehoben. Schaut sich der interessierte Blogger direkt die Rückseite an, um zu erfahren, wie viele der Lutschleckereien für den Aufbau der körpereigenen Abwehr mit Zink benötigt werden. Gehen wir von 15 g als Minimal-Zufuhr pro Tag aus, würden bereits 24 Bonbons täglich ausreichen. Da denke ich nochmal darüber nach.

Voll ver-zinkt ….
… ist nur, wer sich mehr als die ganze Packung reinzieht.
Wick TripleAction mit dem Immunmineral

Nüsse sind ja etwas wunderbares. Energie- und Eiweißlieferant, sättigend und vom Körper gut zu verwerten. Sehe ich die Anzeige für die Brüder Grimms Nüsse in „handgemachter Premiumqualität“. Es handelt sich dabei jedoch nicht um Fitness-Snacks, sondern um gebrannte Mandeln und Nüsse. Eine der Hauptzutaten bei allen Sorten ist Zucker, hier die Angaben dazu. Das Erzeugnis ist nicht als gesund positioniert, allerdings lässt die prominente Auslobung der Nuss zunächst etwas anderes vermuten, als eine stark zuckerhaltige Süßigkeit.

Die neuen Brüder-Grimms-Nüsse:
eher Süßigkeit als gesunder Nuss-Snack mit 51 g Zucker!

Fazit:
Klappern gehört zu unserem Handwerk. Natürlich sollten und müssen neue Artikel klar und eindeutig positioniert sein. Natürlich sollten Snacks & Co Apettit auf unbeschwerten Genuss machen. Ideal wäre es, wenn Positionierung und Auslobung zu den tatsächlichen Produkteigenschaften passen würden.

Übrigens: mehr zum Thema „gesunde Snacks“ hier in dieser Studie:

Wie werden gesunde Snackalternativen von Shoppern bewertet? Wo sollten sie am POS platziert werden?
Diese und weitere Fragen beantwortet die Studie aus 2019