Für alle, die den Beitrag vom 29. Mai nicht gelesen haben, die „Hard-Selling-Hölle“ umschreibt die unerquickliche Situation vieler Markenartikel, in der sie durch unzählige Preis-Promotions gelandet sind. Nun suchen sie verzweifelt den Ausweg aus der finsteren Falle der permanenten Ver-Aktionierung, zurück ins gelobte Land der Rentabilität.
Bringt mich heute früh ein Artikel im dm-Kundenmagazin „alverde“ auf einen inspirierenden Gedanken zum geschilderten Dilemma vieler Brands. Freilich nicht direkt, denn eigentlich ist im Interview des Journals mit dem Schriftsteller Wladimir Kaminer das Schreiben, nicht die Vermarktung am POS, der thematische Schwerpunkt.
Dennoch besticht einer der Standpunkte des klugen Kopfs aus dem Osten durch Transferpotenzial auf unser Geschäft. Steht dort doch zu lesen:
„Geschichten sind die einzig wertvollen Produkte, die von uns Menschen bleiben“
und weiter:
„Der Geschichtenerzähler ist der Motor, die treibende Kraft der Menschheit“
Natürlich, sagen Sie nun, von Geschichten werden wir nicht satt. Geschichten eignen sich nicht zum Haare waschen und seinen Kühlschrank mit Geschichten zu füllen, wird auf Dauer nicht ausreichen.
Aber genau das sollte unser Bestreben sein. Jede Marke sollte eine „Story“ haben, die so spannend, inspirierend und überzeugend ist, dass sie dadurch zur „treibenden Kraft“ wird! Zum Geschichtenerzähler als Motor für die Vermarktung am POS.
Und Paradies? Richtig, so hat Stephan Grünewald vom Rheingold Institut die Supermärkte während der Lockdown-Phase genannt. Kirchen? Geschlossen. Die Tempel des Entertainments, Stadien, Konzerthallen, Museen und Kinos? Ebenfalls zu. Die Verkaufsflächen des LEH also als letzte Oase in der sozialen Dürreperiode. Und darin die Marken als Schmierstoff, der die Vermarktungsmaschine am laufen hält. Sicher, die zahlreichen Befragungen zur Corona-Pandemie ergaben, dass die Menschen im Krisenmodus andere Prioritäten hatten und haben, als sich mit der Kommunikation von Lebensmittelmarken zu beschäftigen. Gelernt haben wir jedoch auch, dass die Kontinuität der Markenkommunikation – gerade während dieser außergewöhnlichen Zeit – ein Stück Normalität, Sicherheit und Halt vermittelt und dadurch zur Vertrauensbildung (Brand Building!) beiträgt.
Betrachten wir also das sprachlich schöne Bild von der Marke, die eine so gute Geschichte erzählt, dass sie am POS mit stabilen Preisen und ohne permanentes Hard Selling bestehen kann. Dass sie mit emotionalen, den Markenkern stärkenden Promotions präsent ist und die Shopper im „Konsumparadies“ damit begeistert und – ja, auch verführt.
Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg!