Wussten Sie, dass jeder Fünfte, der ein Elektroauto besitzt oder dessen Anschaffung plant, während des Ladevorgangs des Kfz am liebsten einkaufen würde? Die ist das Ergebnis einer Umfrage (n = 1024) der Puls Marktforschung, erschienen im Januar dieses Jahres.
Naheliegend wäre der Gedanke, Ladestationen nun verstärkt auf Parkplätzen vor Großflächen oder an Einkaufszentren aufzustellen. Sicher ein starkes Argument für die Einkaufsstättenwahl von Kunden mit E-Fahrzeug. Natürlich müssten es perspektivisch – die Marktabdeckung mit Elektrofahrzeugen wächst stetig – schon mehr als 1-2 verfügbare Ladesäulen sein. Denn wenn Kunden ein Outlet als Lade- und Einkaufsort wählen, sollte dieser Vorteil auch erlebbar sein und sich durch zusätzliche Wartezeiten an der Säule nicht ins Gegenteil verkehren.
Natürlich könnte man der E-Driver-Präferenz fürs Shoppen auch noch anders entgegen kommen. Lassen wir unserer Fantasie einmal kurz freien Lauf und denken an Marken-Pop-up-Stores in unmittelbarer Nähe von Ladesstellen. Oder an digitale Interfaces direkt an Ladesäulen. Der digitale Lade-Kiosk sozusagen. Shoppen also nicht im Laden, sondern beim Laden. Lieferung der ausgewählten Produkte dann nach Hause oder Bereitstellung an einem Drive-in-Standort. Ein Suttle-Dienst wäre eine weitere Möglichkeit für findige Lebensmittelhändler, zu überbrücken. Nein, nicht das Energiedefizit per Ladekabel, sondern den Zeitraum des Aufladens, auch Ladeweile genannt, s. o. So könnte es in einer knappen halben Stunde klappen: Der Shopper lädt sein Elektromobil an der Station und wird mittels Kleinbus zum Outlet gebracht. Dort 15 Minuten Power Shopping und zurück zur Strom-Zapfsäule. Vom Laden zum Laden und zurück also.
Beim Blick auf die Wunsch-Orte von Elektroladesäulen zeigt uns das Ranking einer weiteren Puls-Umfrage (freilich schon aus 2018), dass das hier skizzierte Szenario so abwegig nicht ist. Sechzig Prozent der (Online) Befragten würden sich Ladesäulen beim Supermarkt/Discounter wünschen. Top-Favorit ist jedoch die klassische Tankstelle. Dort sind also (POS-Marketing-) Konzepte gefragt, die einkaufswilligen E-Drivers mit einem entsprechend breiten Angebot „abzuholen“.
Aral und Rewe scheinen also mit dem Konzept der „Rewe to go-Shops“ einen grundsätzlich richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Ein Geschäft, das im Zuge der erwarteten Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen an Relevanz gewinnen dürfte. Denn: mehr Elektroautos bedeuten für Tankstellenbetreiber und Mineralölgesellschaften weniger Absatz von klassischen Kraftstoffen und noch mehr Gewicht auf dem Verkauf im Shop. Dass dies allerdings ein ganz anderes Geschäft ist, als einen herkömmlichen Supermarkt zu betreiben, haben Aral und vor allem Rewe bereits gelernt. Hohe Abschriften durch abgelaufene Artikel zeugen von der Komplexität des Geschäftsmodells. Die Herausforderung, nicht nur für Rewe und Aral, sondern auch für alle anderen Anbieter, wird es sein, standortspezifisch passende Sortimente anzubieten und auf saisonale Nachfrage-Schwankungen adäquat und flexibel zu reagieren.