Trend im LEH: Regional schlägt Bio

Über die Herausforderung, die „Region“ als Absender für Lebensmittel zu definieren, berichtete dieser Blog bereits vor einiger Zeit. Beschäftigte sich also mit dem Phänomen, dass die regionale Herkunft nicht klar und eindeutig definiert ist. Dass entsprechende Interpretationen und Auslobungen von Herstellern und Händlern weit auseinander gehen. So ist für den einen Retailer ganz Deutschland die Region, für andere sollte der entsprechende Radius nicht über 30-40 km um den Markt herum hinausgehen.

Fakt ist, regional ist „in“ und dient – insbesondere den inhabergeführten Vollsortimentern – als Differenzierungsmerkmal. Noch. Mittlerweile haben auch Aldi, Lidl & Co. Sortimente mit regionaler Herkunft als Profilierungsinstrument entdeckt und kommunizieren Vertragspartnerschaften mit Bauern, Brauern und Winzern rund um den Standort als Wettbewerbsvorteil vs. Shopper. In diesem Trading-up-Wettrüsten entwickeln sich die Supermärkte selbstständiger Kaufleute zusehends vom Nachbarschafts-Basisversorger zum Spezialitätenanbieter mit Wohlfühlambiente. Neben etablierten Markenartikeln und neuen Produkten von Startups listen sie mittlerweile verstärkt auch lokale Lebensmittel ein oder gehen mit „superfrische“ aus dem eigenen Anbau im Markt in die Offensive. Die Fachpresse präsentiert im Wochenrhythmus findige Kaufleute, die den – durch Corona noch verstärkten – Trend nutzen und solche Sortimente in ihren Outlets anbieten, die in Pflasterstein-, Holz- oder Schiefertafel-Optik an Wochenmärkte, Hofläden oder Heimatmuseen erinnern.

Im Rahmen einer Befragung des Institute of Brand Logic unter 200 Entscheidern im deutschsprachigen LEH,  erwarten 65 Prozent, dass regionale Erzeugnisse durch die Pandemie stärker in den Fokus der Konsumenten rücken werden.

Stellen wir uns also heute mal die Frage, wie entscheidend das Angebot regionaler Erzeugnisse für den LEH ist, um Kunden auf die Verkaufsfläche zu bringen. Welche Rolle spielt dieser Aspekt für die Einkaufsstättenwahl der Shopper? Antworten finden wir im aktuellen POS-Marketing-Report, der im Januar 2021 erschien. Von insgesamt 29 abgefragten Gründen für die Wahl des Einkaufsorts landete das Kriterium

„Produkte aus der Region“

auf Platz 11. In der ersten Hälfte also noch; 39 Prozent gaben dies als „sehr wichtig“ an, wenn sie darüber befinden, wo eingekauft wird. Knapp doppelt so viele (77 Prozent) wählten als sehr wichtiges Kriterium die „Frische der Produkte“ auf Platz 1 aller abgefragten Gründe. Unterstellt man, dass regionale Produkte aufgrund der kurzen Lieferwege per se als frisch eingestuft werden, dürfte es für engagierte Einzelhändler also kein Fehler sein, auf diese Karte zu setzen. Andererseits ist sehr wahrscheinlich, dass der Großteil exportverwöhnter Shopper am POS einem knackigen Apfel aus Italien den Vorzug vor verschrumpelten Geschwistern aus dem Nachbarort geben wird.

Neben Frische und Regionalität ist „Vertrauen“ ein Wert, der gerade im Corona-Jahr an Wichtigkeit zulegt. Zeigt sich bei dessen direkter Abfrage, aber auch beim Statement zur Umsetzung der Corona-Vorschriften im Markt:

Die Top-15 der Kriterien für die
Einkaufsstättenwahl im deutschen LEH.
Quelle: POS-Marketing-Report 2021

„Bio-Lebensmittel“ scheinen sich mittlerweile bereits so stark etabliert zu haben, dass sich dieses Argument als Instrument zum Frequenzaufbau im Markt nur noch bedingt eignet – es landet im zweiten Teil der Tabelle auf Platz 20, Tendenz leicht fallend …

Auf 196 Seiten aktuelles Wissen rund um die Vermarktung im LEH finden Sie hier: