Der gedruckte Handzettel – ein Auslaufmodell?

Seit über 500 Jahren gehören Flugblätter zum medialen Bild in der Öffentlichkeit. Schon früh wurden sie für den kommerziellen Einsatz genutzt und erfüllen diesen Verwendungszweck bis heute. Nahezu alle Werbetreibenden setzen auf Flyer & Co. als Kommunikationsmittel und besonders der LEH entwickelte über die vergangenen Jahrzehnte eine geradezu ausufernde Leidenschaft dafür, seine Handzettel, Faltblätter und Angebotsblättchen mit immer neuen Superlativen zu füllen. Seitenstarke Printerzeugnisse, bestehend aus einer Sammlung von Knaller-, Kracher-, Hammer-, Spitzen- oder Mega-Angeboten erhalten die Kunden im Wochentakt. Und ein farbenfroher Mix aus signalstark hervorgehobenen Rabatt-, Schnäppchen- und Sonderpreisen heischt um die Aufmerksamkeit der smarten Shopper.

Dieser Mechanismus funktioniert zum Aufbau von Kundenfrequenz und für die kurzfristige Absatzerhöhung sehr gut. Allerdings: der gedruckte Wochenprospekt ist teuer. Von grafischer Gestaltung, Satz und Druck bis zur Distribution in die Haushalte – der Budgetbrocken im Etat der LEH-Betreiber ist beeindruckend groß. In Anbetracht des hohen finanziellen Invests ließ sich schon so mancher Retailer dazu verführen, eine Woche mit der Prospekterstellung und -verteilung auszusetzen und sah sich durch rasch rückläufige Verkaufszahlen umgehend genötigt, die gewohnte Rabattheft-Routine wieder aufzunehmen. Kurz: den gedruckten Wochenprospekt durch eine rein digitale Version ersatzlos zu streichen funktioniert nicht. Klappte bisher jedenfalls nicht und nicht grundsätzlich. Könnte aber künftig eine Alternative für druckkostengeplagte Händler sein. Zwar ist für viele Kategorien im LEH der Print-Handzettel nach wie vor das Medium mit dem stärksten kurzfristigen Absatzeffekt und deshalb eine fixe Größe im Vermarktungs-Mix von Handel und Industrie. Die Anzahl der Shopper, die auf herkömmliche Angebotsblätter zugunsten einer online Rabattinformation verzichten könnten, wächst jedoch stark an. Erstmals wäre über die Hälfte der LEH-Kunden bereit, zugunsten eines E-Mail-Newsletters mit Sonderangeboten auf den herkömmlichen Handzettel zu verzichten. Bei den Shoppern bis 39 Jahren liegt dieser Anteil sogar um die 60 Prozent. Diese Ergebnisse zeigt der brandneue POS-Marketing-Report 2021, der im Januar veröffentlicht wird. Im Sinne eines effizienten Category Managements wäre es also für Hersteller und Händler sinnvoll, den Media-Mix für taktische Vermarktungs-Maßnahmen analog Einkaufsplanungs- und -verhaltensmustern neu zu überdenken.

Bereits 2019 „Real-ität“:
Für diesen Markt keine gedruckten Handzettel mehr!
Künftig nur noch als E-Mail-News an jüngere Shopper mit digitaler Affinität?
Auszug aus einem aktuellen Real-Handzettel.