Kunterbuntes Allerlei – der Corona-Maßnahmen-Mix der Länder
So vielseitig und abwechslungsreich wie eine gut sortierte Restaurantbar kommt die Umsetzung der Hygienevorgaben und Kontaktbeschränkungen für die Gastronomie in den einzelnen Bundesländern daher. Zwar gibt es einige grundsätzliche Vorgaben in Bezug auf die Infektionsprävention. Weil es jedoch keine konkreten verbindlichen Realisierungsvorschriften vom Bund gibt, blüht die Blume des Föderalismus‘ bei den Wiedereröffnungs-Konzepten von Restaurants, Cafés, Bars und Biergärten besonders farbenfroh. So unterscheiden sich nicht nur die Termine zum Re-Opening von Flensburg bis Garmisch erheblich, auch die Ansagen für die Outlets sind nicht einheitlich geregelt. Beispiele: Bleiben in Baden-Württemberg, Bayern und Berlin Bars und Kneipen noch bis auf Weiteres geschlossen, dürfen sie in Hessen dann öffnen, wenn sie „mit Gaststätten vergleichbar sind“. In einigen Bundesländern gibt es genaue Regeln, wie viele Gäste pro Quadratmeter eingelassen werden dürfen (in Hessen z. B. einer pro 5 qm), in anderen verfügt man pauschal eine Maximalbelegung von 50% der vorhandenen Plätze (z. B. Niedersachsen). Auch beim Abstand der Gäste voneinander verschiedene Möglichkeiten: die 1,5 Meter Abstand von Gast zu Gast ist übergreifender Konsens, jedoch darf dies – Beispiel Hessen – in einigen Ländern auch weniger sein, wenn es entsprechende Trennvorrichtungen gibt.
Herausforderung: positive Markenerlebnisse im neuen Umfeld schaffen
Damit sind wir beim heutigen Thema; Stichwort: Nutzung neuer Möglichkeiten für die Markenführung am POS, besser: am POC; dem Point-of-Consume in der Gastronomie. Betrachten wir uns die derzeitige Ausgangssituation: Ähnlich wie im Supermarkt beim Shoppen, ist auch das „Setting“ in Restaurants, Biergärten & Co. durch all die oben genannten Vorgaben nicht dafür prädestiniert, ausgelassene Genuss-Stimmung aufkommen zu lassen. Auch hier werden aber alle Beteiligten – Gäste wie Angestellte – versuchen, aus der Situation zwischen all den Verbots- bzw. Gebots-Schildern, Desinfektionsvorrichtungen und mundschutzbewehrten Servicekräften, das beste zu machen. Werden also versuchen, Getränke, Speisen und das gesellige Beisammensein so wie „früher“ zu genießen. Jetzt kommen Sie, kommen Ihre Marken ins Spiel. Welche Möglichkeiten bieten sich an, in der geschilderten Gemengelage der außer-Haus-Gastronomie Markenkontakte – oder gar Erlebnisse – zu schaffen?
Frische Ideen: von Gewächshäusern bis Duschen
Wagen wir also – um sprachlich im Bild zu bleiben – einen Blick über den Tellerrand der heimischen Bewirtungsstätten hinaus. Halten also Ausschau nach Inspiration jenseits des gebrandeten Mundschutzes. In Holland und den USA gibt es bereits Ideen findiger Gastronomen, den neuen Abstands- und Hygienevorschriften mit kreativen Maßnahmen zu genügen. Die niederländische Aktion beantwortet auch gleichzeitig die Frage, wofür unsere Nachbarn ihre Treibhäuser im Sommerhalbjahr verwenden:
Unter Aspekten des POC-Marketing weiter gedacht, böten sich in diesem Fall Markenerlebnis-Häuschen an. Passend zum Gastronomie-Konzepot des Betreibers oder komplett als Merchandise – ähnlich der VIP Lounges in Fußballstadien – komplett im Branding des jeweiligen Partners. Von der träumerischen Laube fürs Candlelight Dinner (Schaumwein, Weinmischgetränke, Wein, etc.) bis zum gemütlichen Spot zum Abhängen mit dem besten Buddy (Whisky, Bier …) gibt es eine breite Palette an Möglichkeiten für kreative Marketer.
Eine weitere Chance zur innovativen Vermarktung eröffnet die Idee von Kim Shapiro aus Ohio. Die Restaurantbesitzerin hat transparente Durschvorhänge in ihrem Lokal aufgehängt, um so den Abstandsregeln zu entsprechen. Klingt crazy? Nun, das sieht in der Praxis besser aus als es sich anhört:
Auch diese Idee eignet sich als neue Fläche für Branding und Instore-Aktivierung. Mit ein wenig Fantasie und gestalterischem Geschick bieten Marken mit Gastronomen auf diesem Weg die Möglichkeit, aus der Not der Separierung eine Tugend zu machen. Bieten mit diesem Konzept also eine temporäre Flucht in eine Gastronomie- und Markenwelt, raus aus dem in den vergangenen Monaten zur genüge gelebten Alltag in den eigenen vier Wänden.
Dies waren zwei innovative Gedanken aus anderen Märkten. Ich bin sicher, die deutschen Gastronomen werden ähnliche oder auch ganz andere Möglichkeiten finden, die Corona-Vorgaben kreativ umzusetzen. Über eine Diskussion zu neuen Ansätzen freut sich Ihr
gernot@ugw.de