Pflichtenheft für die Promotion-Planung – Erstellen Sie Ihre „Black Box“!

Wussten Sie, dass Australien das erste Land war, das 1967 Flugschreiber in Flugzeugen per Gesetz vorschrieb? Der Hintergrund: Nach dem Absturz einer Fokker Friendship in Queensland, bei dem alle 29 Insassen starben, kam es zu einem Gerichtsverfahren. In dessen Rahmen verpflichtete der Richter alle australischen Fluggesellschaften dazu, ab 1963 sämtliche Flugzeuge mit einem Aufzeichnungsgerät auszurüsten. Das Ziel: mehr über die Hintergründe des Versagens von Technik und handelnden Personen zu erfahren. Heute ist die Black Box aus Flugzeugen nicht mehr wegzudenken und hilft beim Aufspüren von Schwachstellen im Flugbetrieb.

Bringt mich auf den Gedanken des Tages. Bringt mich zu den potenziellen Fehlerquellen bei der Planung und Durchführung von POS-Vermarktungskampagnen.

Sie kennen das Szenario: Ihre Planung erfolgte termingerecht, Pufferzeiten wurden berücksichtigt und alle internen und externen Stakeholder hatten Sie analog deren jeweiliger Rolle vorab involviert, informiert, gebrieft und somit inhaltlich abgeholt. Das „Setting“ also war aus Ihrer Sicht perfekt. Und doch zeigte sich im Lauf der Vorbereitung oder erst bei der Durchführung der Promotion, dass es Fehlerquellen gab, an die Sie vorher nicht gedacht haben. Nicht denken konnten, weil es sich um Unwägbarkeiten handelte, von deren Existenz Sie nichts wussten, sie diese also nicht antizipieren konnten.

Hier ein paar Beispiele aus eigenem Erleben:

  • Aufgrund äußerer Umstände wird das gewählte Promotionthema plötzlich zum gesellschaftlichen „No go“ (da gibt es gerade jetzt in der Corona-Zeit viele Beispiele)
  • Der Werbemittel-Lieferant in China muss (temporär) seinen Betrieb schließen, die Lieferung verzögert sich
  • Die Erst-Charge der Werbemittel (z. B. Zugaben) entspricht qualitativ nicht dem Niveau der Bemusterung
  • Der Drucker für die Produktion der aufwändigeren Printerzeugnisse ist insolvent und muss vor Produktion schließen
  • Der Kooperationspartner, der Gewinne als Batering-Beitrag beisteuern wollte, macht aus internen Gründen einen Rückzieher
  • Etc.

In jedem der beschriebenen Fälle ist das Gelingen einer sorgsam geplanten, professionell vorbereiteten Kampagne gefährdet. Bedeutet natürlich, dass sowohl Ihr Marketingbudget als auch Ihre Reputation im Unternehmen und bei Ihren Kunden auf dem Spiel stehen. Sicher, mit vereinten Kräften, etwas Improvisationstalent und dem guten Willen aller Beteiligten lassen sich fast alle Hindernisse überwinden. Das kostet Sie – verantwortlich für die termingerechte Umsetzung – freilich nervenaufreibende Abstimmungen und einen immensen Zusatzaufwand. 

Deshalb die Idee des persönlichen „Flugschreibers“. Dokumentieren Sie bei künftigen Planungen alle neuralgischen Punkte in den einzelnen Prozess-Schritten der kommenden Promotion. Schreiben Sie sich auf, welche Entscheidungen für den Ablauf relevant sein werden und welche Annahmen Sie jeweils dazu treffen. Notieren Sie ruhig die jeweiligen Gedanken dazu, um diese hinterher auf Stimmigkeit zu prüfen. Fügen Sie auch hinzu, WARUM Sie die Entscheidung so und nicht anders getroffen haben. Sie werden im Nachhinein erkennen, welche Gedanken zu Fehlern geführt haben. Bewerten Sie diese ex post! Waren Ihre Annahmen zutreffend? Falls nein, warum nicht, was genau können Sie, Ihre Kollegen, Ihre Nachfolger(!) daraus lernen?

Tun Sie das stringent und akribisch, wird für Sie, für das Unternehmen und alle Beteiligten ein nachhaltiger Lerneffekt einsetzen. Außerdem ist es spannend zu sehen, wo genau man richtig lag und wo die Annahmen komplett daneben waren.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen sicheres Navigieren beim nächsten Promotion-Flight!