„Du bist hier der Chef“, diese Redewendung kennen Sie sicher, entweder, weil Sie sie selbst schon verwendet haben oder als Antwort. Letztere wird von Mitarbeitern immer dann gern genommen, wenn es um eher knifflige unternehmerische Fragestellungen geht. Ist hier und heute aber nur die Überleitung zur ersten Neuerscheinung der Woche, der „Verbrauchermilch“. Der folgerichtige Markenname transportiert das Konzept, Produkte von Verbrauchern für Verbraucher konfigurieren zu lassen. Die letztes Jahr gegründete Initiative „Du bist hier der Chef“ rekrutiert sich aus – nach Eigenbeschreibung – „einer Gruppe engagierten Verbrauchern, die“ … und weiter geht das Zitat von der unternehmenseigenen Website:
… bei jeder Kaufentscheidung Verantwortung übernehmen will. Wir wollen die Kontrolle über unsere Ernährung zurückerlangen, indem wir zusammen den Kreationsprozess zu wertvollen, fairen und nachhaltigen Produkten von der Produktion bis hin zur Vermarktung selbst bestimmen und damit verantwortungsbewusstes Handeln stärken! So möchten wir unser Konsumverhalten positiver gestalten und die Macht ausüben, die uns bei jeder Kaufentscheidung zusteht.
Das Ergebnis: eine Bio-Frischmilch, die den Anforderungen an nachhaltige und faire Produktion entspricht. Dies zu einem vergleichsweise stolzen Preis von 1,45 Euro UVP pro Liter, der auf den Packungen aufgedruckt ist. Wie dieser sich in Bezug auf die beteiligten Erzeugungsstufen zusammensetzt, erläutert ein Schaubild auf der Internetseite.
Nun trägt das Marketingkonzept mit der Milch das erste Produkt in Richtung Vermarktungsflächen des Handels (Rewe Mitte Region) und die Verbrauchermarke muss zeigen, wie tragfähig die Idee im täglichen Wettbewerb mit den – fast durchweg günstigeren – Alternativen im Mopro-Kühlregal ist.
Fazit:
Die Verbraucherinitiative ist eine grundsätzlich interessante Idee, der Kerngedanke, mehr Verantwortung für Lebensmittel zu übernehmen, sicher löblich. Lassen Sie uns in einem der kommenden Beiträge der Frage nachgehen, was es für die etablierte Markenartikel-Industrie bedeutet, wenn es anscheinend einen Bedarf danach gibt, „wieder mehr Vertrauen in die Produktqualität und die Menschen, die diese produzieren“, schaffen zu müssen.
Wann sind Sie, liebe Leser zum letzten Mal in eine Pfütze gesprungen? Hat etwas unbeschwertes, unüberlegtes, und lebensfreudiges, typischer Weise bei kleineren Kindern zu beobachten. Mit genau dieser Aufforderung kommt nun der altehrwürdige Tortenbäcker Coppenrath & Wiese am POS auf die Kunden zu. Und zwar mittels gleichnamiger Absendermarke zweier jugendlicher Beeinflusserinnen aus Österreich. Viktoria und Sarina sind Youtuberinnen und erschaffen für ihre Fans eine „Welt, in der es keine Grenzen gibt“. Die Themen: altersentsprechend. Es geht um (Zitat) „Glitzerstaub, Einhörner, Blümchen, BFF-Abenteuer und alles, was glücklich macht“. Könnte der thematische Nährboden für einen Wachstumsschub im Segment der nachkommenden Shopper-Schicht sein, so die Überlegung der Marketingstrategen bei Coppenrath & Wiese. Das Ergebnis ist seit letzter Woche auf den Verkaufsflächen von Rewe zu finden:
Fazit:
Zunächst fand ich den Namen „Spring-in-eine-Pfütze-Torte“ – sagen wir – gewöhnungsbedürftig. Kannte freilich die jugendlichen Beeinflusserinnen aus Austria auch nicht. Deren Markenwelt jedoch ist stimmig und die von den marktführenden Tiefkühl-Konditoren kreierte Mädels-Torte sicher sommerlich lecker. Ob die relevante Zielgruppe (Mädchen im frühen Teenageralter) breit genug ist, damit auch der Abverkauf des süßen Backwerks erste Sahne wird, bleibt abzuwarten.
Unter dem Markendach „PENNY READY“ lanciert die Rewe Discount-Tochter eine Pizza zum Selberbauen. Das DIY-Backwerk kann in zahlreichen Varianten individuell zusammengebastelt werden. Alle Zutaten werden im Kühlregal bei Penny angeboten, von verschiedenen Teigsorten bis zu den Toppings.
Fazit:
Die DIY-Pizza ist für Shopper mit einer Affinität zum Selbermachen oder für Familien mit pizzabegeistertem Nachwuchs ein interessantes Angebot. In der Umsetzung hinsichtlich POS-Kommunikation und Warenlogistik ist das Konzept in der Breite freilich nicht ganz trivial. Die Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten entspricht auf jedem Fall dem durch die Corona-Krise verstärktem Trend, zuhause Mahlzeiten selbst zuzubereiten und Neues zu probieren.