Wer genau die treffende Kombination aus „Cocooning“ & „Corona“ zum einprägsamen Begriff „CorCooning“ gefunden hat, ist nicht eindeutig zu klären. Einer, der diese Wortschöpfung im Rahmen des ersten Lockdown im Frühjahr öffentlichkeitswirksam publizierte, war der österreichische Autor und Unternehmer Andreas Strolz. Abgesehen vom kreativen Wortspiel findet man auf seiner Website auch andere lesenswerte Gedanken.
Nun drehen wir seit Montag für mindestens 4 Wochen die nächste Runde auf dem Krisenkarussell mit Teilschließungen und Kontaktbeschränkungen im privaten und öffentlichen Leben. CorCooning 2.0 also. Folgen damit dem von der Politik befürchteten und vielbeschworenen „Worst-Case-Szenario“ mit überbelegten Notaufnahmen und Intensivstationen. Schaffen für eine noch nicht klar definierte Zeitspanne einen großen Teil des kulturellen, gastronomischen, generell des sozialen Lebens ab.
Was bedeutet das für uns als Unternehmer, als Vermarkter, als Hersteller und Händler von Gütern und Dienstleistungen, die per se nun nicht oder nicht uneingeschränkt nutzbar sind?
Seit einem guten halben Jahr diskutiere ich mit Markenartiklern und Händlern darüber, welche Strategien dazu geeignet sind, die Shopper während und nach der Corona-Krise zu begleiten. Was sind relevante Angebote? Wie können wir Geschäftsausfälle in der Gastronomie, im Food-Service, im Rahmen von Veranstaltungen kompensieren?
CorCooning als Chance
Schon im Rahmen des ersten Lockdown kristallisierten sich einige Trends heraus, die das Potenzial haben, unser Leben und damit auch Konsumgewohnheiten dauerhaft zu verändern. Die auch nach den aktuellen Corona-Krisenhöhepunkten bleiben werden. Zukunftsforscher Matthias Horx nennt diese Strömungen Megatrends.
In meinen Gesprächen mit Fach- und Führungskräften unterschiedlicher Unternehmen waren es immer wieder die folgenden Fragen, die uns im Marketing im Zusammenhang mit dem CorCooning-Trend künftig beschäftigen werden:
- Was bedeutet die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung beim Arbeiten, beim sozialen Interagieren für unser Angebot?
- Welche Auswirkungen hat die Aufwertung des Zuhauses für den Konsum?
- Wie gehen wir mit dem gestiegenen Nachhaltigkeits-Bewusstsein der Shopper um?
- Wie ordnen wir die gleichzeitig steigende Mobilitäts-Sehnsucht ein?
- Sind höheres Gesundheitsbewusstsein inkl. stärkerer sozialer Verantwortung relevante Einflussfaktoren für unser Business?
- Welche Szenarien entstehen am POS durch höhere Priorisierung finanzieller Sicherheit basierend auf Zukunftsängsten?
Die entscheidende Frage über all diesen Teilaspekten im CorCooning bleibt unverändert: wie schaffen wir es als Marke für die Shopper, für die Verwender einen relevanten Beitrag zu leisten?
Einige Ansätze, die aus den o. g. Fragen resultieren und erfolgreich umgesetzt wurden sind:
- Deutlich stärkere Präsenz in den digitalen Medien, insbesondere im E-Commerce schaffen. Gemeinsam mit den Händlern Programme entwickeln, die den Shoppern einen nahtlosen Übergang von digitalen Inhalten zum (stationären oder digitalen) POS bieten.
- Kreative Ideen dazu liefern, wie Shopper über digitale Interaktion gemeinsame Erlebnisse schaffen und genießen können (z. B. via Videoplattform gemeinsam kochen, trinken, feiern).
- Spezielle Angebote konzipieren, die neue oder erweiterte Anwendungsmöglichkeiten für den Konsum zuhause fokussieren; wie z. B. neue Rezepte.
- Rasche Umstellung von Verpackungen und Inhaltsstoffen auf umweltschonende Materialien und nachhaltige, klimaneutrale Erzeugung.
- Erweiterung oder Modifizierung des Sortiments, um auch für kleinere Haushaltsbudgets interessant zu werden (u. a. kleiner Packungsgrößen, Mehrwert-Angebote wie Bundles usw.).