Wo bleibt der Bio-Boom außer Haus?

Lese ich am Wochenende die LZ, das führende Fachblatt der Lebensmittelbranche (Nr. 3/21.01.2021), und gewinne den Eindruck, 50% der Themen in dieser Ausgabe rekrutieren sich aus den Bereichen Nachhaltigkeit, vegane Ernährung, und ökologisch erzeugte Lebensmittel. Tenor: Bio boomt. In der Tat konnten Bio-Lebensmittel – insbesondere in den Corona-Jahren 2020 und 2021 – signifikant an Marktanteil im LEH zulegen. Bei Eiern beträgt der Bio-Anteil mittlerweile über 15 Prozent. Der neue Bundeslandwirtschaftsminister hat die Erhöhung ökologisch erzeugter Produkte auf 30% in den kommenden Jahren auf seiner Agenda stehen. Grüner und nachhaltiger wird die Ernährung in der heimischen Küche also.

Doch wie steht es mit dem Restaurantbesuch? Wie mit dem Mittagessen in Kantine und Mensa? Wie mit dem doch hoffentlich möglichst nährstoffreichen Essen für Menschen, die gesund werden oder bleiben wollen in Krankenhäusern, Kur-Kliniken und Pflegeeinrichtungen?

Zitieren wir dazu doch den Verband Bioland

Der Bioanteil in der Außer-Haus-Verpflegung liegt aktuell bei 1 Prozent – und passt nicht zur Zukunftsstrategie ökologischer Landbau des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung. 

https://www.bioland.de/presse/pressemitteilungen/news-detail/bio-schwung-durch-feste-quoten-und-gezielte-forschungsfoerderung

1 Prozent also … wissen Sie was; mir kommt das sogar noch relativ hoch vor. Bin natürlich auch hochsensibilisiert, seit meine Familie und ich vor einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen komplett auf Bio-Lebensmittel umgestellt haben. Auf Nahrung also, die so erzeugt wurde, wie es der ursprünglichen Idee entspricht: Nutztiere in artgerechter Haltung und Pflanzen, die ohne den massiven Einsatz von Pestiziden wachsen. Derart auf Bio geeicht, achten wir nun auch beim außer-Haus-Verzehr stärker darauf, ob Bio-Zutaten verwendet werden.

Da wird es plötzlich sehr dünn … Suchen Sie in Ihrer Stadt, Ihrer Gemeinde einmal gezielt nach Restaurants mit Bio-Lebensmitteln auf der Speisekarte. In unserer hessischen Landeshauptstadt mit knapp 300.000 Einwohnern ergab die Recherche weniger als eine handvoll Treffer.

Tut sich hier eine Marktlücke auf?

Warum nicht. Warum sollte das ökologische Gewissen den Besucher bei der Auswahl einer Speisegaststätte weniger leiten als bei der Zusammenstellung seines Warenkorbs im LEH?

Denn: Bedenken bezüglich der Tierhaltung, der Modifikation von Lebensmitteln und hinsichtlich des eigenen Wohlbefindens sind wesentliche Treiber für die Entscheidung pro Bio:

Quelle: Statista

Die kommenden Jahre dürften in dieser Hinsicht sehr spannend werden. Lassen wir uns überraschen und von neuen Gastronomie-Konzepten begeistern, die den im LEH gesetzten Trend aufgreifen und weiterentwickeln.