Zeitreise am POS – machen Sie doch mal eine Re-Gnose!

Re-Gnose, ei, was solln des sein?, fragt der Hesse und wundert sich. In der Tat, bei dieser Wortschöpfung handelt es sich um ein Denkmodell, angewandt in der Konstruktion von Visionsprozessen vom Trendforscher Matthias Horx. Kurz zusammengefasst geht es darum, eine gedankliche Zeitreise zu unternehmen. Anders als üblich, jedoch nicht vom heutigen Zeitpunkt in die Zukunft, sondern von einem fiktiven Datum in der Zukunft zurück ins Heute gedacht. Re-Gnose also als Gegenmodell zur bekannten Pro-Gnose. Vorteil: Prognosen haben die Eigenschaft, dass man vorwiegend Risiken und Gefahren antizipiert, während die Re-Gnose die Chancen und Möglichkeiten – ausgehend von einer entspannten, schönen Situation in der Zukunft – fokussiert. Einen sehr guten Einblick in die Technik gibt dieser Beitrag.

Chancen und Möglichkeiten visualisieren – genau das, was wir im Moment brauchen! Lassen Sie uns also einen Ausflug zurück zum 28. April 2020 machen, denn wir befinden uns jetzt für unser Gedankenexperiment im Vergleichsmonat des nächsten Jahres. Nicht Post-Corona – den Virus wird es sicher weiter geben – aber in die Ära der Post-Corona-Krise. Gehen wir also im Frühjahr 2021 in einen Supermarkt, zu Rewe, Edeka o. ä. und erinnern uns, wie sich damals – also seit heute – alles entwickelt hat. Während wir ohne Einkaufswagen im Gespräch mit zwei, drei guten Freunden oder Kollegen in Richtung Verkaufsfläche schlendern, erinnern wir uns …

… an die ungewohnte, von einigen als surreal bezeichnete, Lebensphase im Mai 2020, als der POS auf uns wirkte, wie eine reine Versorgungsfläche mitten im  Katastrophengebiet: Immer noch viele leere Regalflächen, wenig Markeninszenierung, große Europaletten mit Mehlsäcken oder Toilettenpapier, an denen große handgeschriebene Hinweisschilder zur Begrenzung der Verkaufsmenge (1 Stück!) angebracht waren. Limitierte Kundenfrequenzen aufgrund der Abstandsregeln und mit Mundschutz maskierte Gestalten, die stumm und möglichst zügig ihre Versorgung sicherten.

… dass sich seit März 2020 der Anteil des E-Commerce Geschäfts für Lebensmittel auf ein signifikant höheres Niveau eingependelt hatte, weil die – von vielen Experten als überzogen bezeichneten – Maßnahmen der Politiker zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch dem unverdrossensten Shopper die Freude am Einkauf im stationären Handel verleideten.

… wie schnell, flexibel und kundenorientiert einige Händler alternative Einkaufsangebote realisiert haben, z. B. Rewe mit seinen Pop-up-Abholmärkten.

 … wie froh und dankbar wir waren, als mit den letzten heißen Tagen des Jahres auch nach und nach die vielen Corona-Hinweisschilder an den Eingangstüren der Geschäfte verschwanden und Platz machten für aktuelle Aktionen, Angebote und Veranstaltungshinweise – POS-Kommunikation wurde von den Shoppern viel stärker beachtet als vorher.

… wie interessiert und entspannt wir die ersten Verkostungs- und Beratungsaktionen auf den Verkaufsflächen begrüßten und mit großem Genuss die brandneuen oder erntefrischen Erzeugnisse probierten.

… an das befreiende Gefühl, unbeschwerte Freude zu empfinden, als uns mit Beginn des zweiten Quartals 2021 die Frühlings- und Sommerpromotions zahlreicher Food-Marken mit Motiven gemeinsam feiernder Menschen am POS begegneten.

… an die große Begeisterung rund um die Fußball-EM 2021 und die vielen kreativen Kampagnen auf den Verkaufsflächen zur Einstimmung aufs europäische Großereignis.

… wie gern wir mit – auch völlig fremden – Kunden und dem Personal an der Kasse und den Frischetheken wieder mundschutzbefreit ein nettes Gespräch führten.

… wie seit Beginn der Wintersaison 2020/2021 ein wahrer Boom nach Lebens- und Genussmitteln entstand. Denn die durch die Corona-Hysterie neu entstandene räumliche Distanz zu Familie, Freunden und Mitmenschen verschwand nach und nach. Es wurde wieder gemeinsam gegessen und gefeiert.

… wie begrüßenswerte Hygienestandards nicht nur im Handel sondern in allen öffentlichen Einrichtungen, insbesondere Schulen, auch nach der Corona-Krise aufrecht erhalten wurden und sich das Absatzvolumen entsprechender – mittlerweile High Interest – Warengruppen auf einem höheren Niveau stabilisierte.

… wie einige Marken gestärkt aus der Krise hervor gingen, weil sie den Mut hatten, ihre Kommunikationsbudgets im Jahr 2020 und damit ihre mediale Präsenz stabil zu halten.

An was werden Sie sich im April 2021 erinnern? Über Anregungen, Anmerkungen und Ansichten freut sich Ihr

gernot@ugw.de