Bio oder regional? Am besten beides!

Begleitet von weit hallendem Medienecho in der Fachpresse kündigte der Supermarktbetreiber tegut dieser Tage die Einführung einer Bio-Eigenmarke im Preiseinstiegssegment an. Unter dem Label „tegut Bio zum kleinen Preis“ offerieren die Hessen nun Frische-Artikel auch für „jüngere Menschen mit kleinerem Geldbeutel und alle anderen, die beim Einkauf auf den Preis achten.“ (Zitat tegut-Website). Der nachhaltig starke Trend zum Kauf von Bio-Produkten ist durch die Sehnsucht der Konsumenten nach unbehandelten, möglichst fair erzeugten und gehaltvollen Lebensmitteln zu erklären. Nicht nur WAS auf dem Teller landet ist wichtig, sondern auch WIE es erzeugt wurde.

Bio für jeden Geldbeutel:
das Preiseinstiegssortiment von tegut.

Ohne in die komplexe Thematik der Bio-Zertifizierung einzusteigen, sei ein kleiner Exkurs erlaubt:  In der Tat bietet beispielsweise Bio-Gemüse mehr wertvolle Inhaltsstoffe als die konventionell aufgewachsenen Artgenossen. Beispiel Tomate. Bio-Tomaten werden mit natürlichem Dünger wie Mist, Gülle und Pflanzenresten genährt. Sie werden nicht mit Pestiziden gespritzt, gegen Schädlingsbefall werden natürliche Substanzen wie z. B. Frucht-/Löschkalk verwendet. Durch die Anstrengung, den Stress beim Wachstum, sind sie bei der Erntereife kleiner als die mit chemischen Düngern gezüchteten Verwandten. Jedoch enthalten sie am Ende deutlich mehr Vitamin C (bis zu 57%), wie eine entsprechende Studie zeigt. Ähnliche Zusammenhänge finden wir bei Bio-Fleisch oder -Eiern.

Der Kauf von Bio-Produkten scheint also durchaus sinnvoll zu sein. Hilft nicht nur den Pflanzen und Tieren, sich besser zu entwickeln, hilft auch den Verwendern letztlich dabei, sich gehaltvoller zu ernähren. Der Boom von von Artikeln aus ökologischer Landwirtschaft zeigt, dass wir in Richtung Rückbesinnung unterwegs sind, denn Jahrtausende lang war Bio, war Nachhaltigkeit bei Ackerbau und Aufzucht und der Verzehr natürlich erzeugter Nahrungsmittel normal. Die Lebensmittel, die wir heute als konventionell (also herkömmlich, traditionell) bezeichnen, sind ironischerweise also die Perversion der ursprünglichen Erzeugung.

Zurück zur Bedeutung von Bio-Ware für das Flächengeschäft im LEH, zur Wichtigkeit des Labels für die Shopper. Bio-Lebensmittel boomen, wie die Grafik von GfK veranschaulicht:

Bio legt in allen Vertriebsschienen des Lebensmittelhandels zu.

Interessant: noch wichtiger als das Angebot von Bio-Artikeln ist den Kunden auf der Fläche eine Auswahl an Erzeugnissen aus der Region, wie dieses Schaubild aus dem POS-Marketing-Report 2018 zeigt:

Das Ergebnis aus dem POS-Marketing-Report 2018.
Spannende Frage: wie hat sich das Ranking verändert?
Die Antwort darauf gibt der POS-Marketing-Report 2021, erhältlich in 3-4 Monaten!

Sind wir also bei einem anderen Mega-Trend, die Besinnung auf Produkte vom heimischen Landwirt. Freilich ist „Region“ durch gesetzliche Vorgaben kaum geregelt, (vgl. den entsprechenden Beitrag zum Thema). Anders als beim Bio-Siegel gibt es für die Verwendung des Begriffs keine gesetzlichen Vorgaben. Als „regional“ werden also sowohl Kartoffeln vom Bauern aus der Nachbargemeinde angeboten, wie auch die neue Ernte aus einer „Region“ am anderen Ende der Republik. Aufgrund der zunehmenden Verbraucherrelevanz und der damit steigenden Bedeutung fürs Geschäft, dürfte es jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis es konkrete Definitionen und gesetzliche Vorgaben auch für regionale Produkte geben wird.

Fazit:
Bio-Produkte werden für Shopper wichtiger und damit für den LEH relevanter. Ein weiterer Mega-Trend ist die Besinnung auf regionale Erzeugnisse. Beide Anforderungen zu erfüllen ist für Händler die Voraussetzung, um mittelfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.