Highlight der Woche: Ritter Sport Sampling 2.0

Mit der Frage, wie Handel und Industrie in „AHA“-Zeiten mit der zur Zeit weniger genutzten Mechanik Personal-Promotions umgehen, setzten wir uns vor wenigen Tagen auseinander. Fragten uns, welche alternativen Möglichkeiten sich anbieten, um neue Produkte zu verkosten, damit probierfreudige Shopper auf den Geschmack kommen. Heute zeigt uns die Alfred Ritter GmbH aus Waldenbuch ihre Lösung: den „Samplomaten“. Er ist (O-Ton Website) „die Antwort auf die Corona Herausforderungen: Er hält mühelos alle Hygienevorschriften und Abstandsregeln ein. Einfach an den Automaten gehen, deine Lieblingssorte der Kakao-Klasse als mini aussuchen, herausnehmen und genießen.“.

Der „Samplomat“ von Ritter Sport:
jetzt auf Tour in den Märkten der Republik.
Quelle: Ritter Sport Website

Das klingt einfach und ganz simpel funktioniert auch das virtuelle Auffinden von „Samplomaten“ in Standortortnähe per online Eingabe der Postleitzahl. Insgesamt verrät uns die Seite, dass mehrere Probierautomaten parallel in Deutschland unterwegs sind. Bereits nach der ersten eingetippten Ziffer bekommen interessierte Kunden angezeigt, in welchen Märkten das automatische Sampling stattfinden wird – jeweils inklusive Angabe des Zeitfensters.

Die ersten PLZ-Ziffern verraten bereits, wo SAMPLOMATEN zu finden sind.
Quelle: Ritter Sport Website

Damit steht einem persönlichen Besuch der automatisierten Probeausgabe nichts mehr im Weg – auf also zum nächstgelegenen Markt, einem Globus SB-Warenhaus.

Auf der Verkaufsfläche ist der Aufbau vom schwäbischen Traditionsunternehmen gut zu finden. An einem Gondelkopf, direkt an einem Hauptlaufweg der Shopper platziert, fällt das solide aus Holz gebaute Self-Sampling-Display sofort ins Auge. Abverkauf aktivierend und direkt daneben wurde eine ¼-Chep Palette mit einer Auswahl unterschiedlicher Tafelschokoladen aufgestellt. Der „Samplomat“ und die Warenpräsentation machen insgesamt einen sehr stimmigen Eindruck. Die Komposition rekrutiert sich unmittelbar aus der Marken-CI: Typo, Stil, Farb- und Formauswahl ergeben als roter Gestaltungsfaden ein harmonisches Bild und sorgen zudem für schnelle Erkennbarkeit der Brand. Eine wahre Freude für POS-Marketing-Experten 😉

Gestaltung aus einem Guss:
die Ritter Sport Platzierung bei Globus.

Weniger perfekt ist die Aufladung des Auftritts mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kommunikationsinhalte. In Summe werden – neben der Information, dass die Aktion von Ritter Sport kommt – insgesamt fünf verschiedene Botschaften an die Shopper adressiert. Mit Tribut an das Corporate Design der Marke leider ausschließlich in VERSALIEN, auch längere Sätze. Im Einzelnen sind dies:
1. „100G KAKAO-KLASSE JETZT NEU: 81%. DIE STARKE AUS GAHNA“ Hier lernen die Shopper also etwas über eine Sortimentserweiterung.

Neue Sorten werden angekündigt.
Quelle: ProBar®

2. „WERDE ZUM KAKAO-KENNER. JETZT RITTER SPORT KAUFEN UND ONLINE-TASTING MIT EXKLUSIVEM KAKAO-KENNER-PAKET GEWINNEN.“. Eine Aufforderung also, beim Preisausschreiben mit zu machen.

Per Kassenbon-Upload:
ein Online-Gewinnspiel für Kakao-Kenner.
Quelle: ProBar®

3. „GRATIS PROBIEREN“ und die Erklärung dazu: „SO GEHT‘S“. Die Erläuterung zum Sampling, der Fokus des Auftritts.

So funktioniert der „SAMPLOMAT“:
Anleitung in vier Schritten für die Shopper.
Quelle: ProBar®

4. „GENIESS MAL DRÜBER NACH“. Diese etwas kryptische Aufforderung finden wir zweimal. Es ist der Claim für die „Kakao Klasse“, der hier im Blog als Anzeige bereits vor einiger Zeit bewertet wurde.

„Drüber nachgenießen“, da denken wir nach …
… trennbare Verben durch den Kakao gezogen.
Quelle: ProBar®

5. „MIT 100% ZERTIFIZIERT NACHHALTIGEM KAKAO“. Eine Information zur Herstellung, mit Fotos von Kakaofrüchten. 

Nicht unwichtig für nachhaltig denkende Shopper:
Angaben zur Zertifizierung.
Quelle: ProBar®

Hier wäre eine stärkere Fokussierung auf das Wesentliche zur Priorisierung hilfreich gewesen. Aber nun zurück zum Kernthema, zurück zum „Samplomaten“. Die Konstruktion besteht aus insgesamt 40 Vorschubfächern, aus denen die Mini-Tafeln zu entnehmen sind. In unserem konkreten Fall muss es heißen: zu entnehmen gewesen wären, denn leider fand sich kein einziges Sample mehr in den holzverkleideten Ausgabeschächten

Oben, unten, rechts und links …
… tatsächlich, alle Ausgabequadrate sind leer!
Quelle: ProBar®



Dies zeigt uns als Fazit zweierlei:
Erstens: der „Samplomat“ funktioniert. Alle Proben wurden von den Shoppern entnommen, die Samples kamen also bei den Adressaten an. Freilich ohne Möglichkeit zur Rückverfolgung, wer wie viele Minitafeln entnommen hat. Diese Unwägbarkeit wurde von Ritter Sport jedoch von vorneherein einkalkuliert, war also kein Hinderungsgrund für die Umsetzung.
Zweitens: die Tücken des automatisierten Verteilens von Proben sind offensichtlich. Eine Vielzahl von Shoppern werden den „Samplomaten“ betrachten und ihren Einkaufsweg unverrichteter Dinge und probenlos fortsetzen. Hier zeigt sich der Nachteil der alternativen Sampling-Idee gegenüber der menschlichen Fachkraft. Um im Bild zu bleiben: ein Promoter würde nicht im Markt stehen und den Kunden mitteilen, dass er keine Samples mehr hat. Ersatzlösungen wie der „Samplomat“ werden also nur dann eine tatsächliche Alternative zur persönlichen Probenverteilung sein können, wenn sie entsprechend aus- und aufgerüstet würden. Eine digital gesteuerte Meldung, wenn die Samples knapp werden, in Verbindung mit der unmittelbaren Nachbestückung durch stationäre Merchandiser könnte beispielsweise eine Lösung sein.