Bedienen, erfassen und kassieren ohne Personal – der stationäre LEH wird digitaler (und effizienter?)

Vorgestern veröffentlichte das EHI Retail Institute aktuelle Zahlen zu Self-Checkout und Self-Scanning im deutschen Einzelhandel. Demnach bieten bundesweit mittlerweile über 2.300 Geschäfte ihren Kunden an, bei Warenerfassung und -erwerb selbst aktiv zu werden. Bei den Self-Checkout-Kassen (SCO) hat der LEH die Nase vorn: Knapp 60% der SCO-Kassen stehen bei den Food-Retailern, gefolgt von DIY mit 23 Prozent. Die Mengendifferenz zwischen herkömmlichen Kassenplätzen und SCO-Kassen indes ist weiterhin beachtlich: Den ca. 235.000 traditionellen Bezahlstationen mit Personal stehen gerade einmal gut 3.700 digital aufgerüstete Checkout-Spots gegenüber – Tendenz allerdings deutlich steigend.

Auch beim Self-Scanning wachsen die Angebote: Über 240 LEH-Outlets stellen den Shoppern mobile Handscanner zur Verfügung, bei über 850 Märkten können die Kunden mittels App und Smartphone ihre Einkäufe erfassen.

Self Checkout und Self Scanning
werden populärer im Handel
Stetig wachsend:
die Zahl der Kassenplätze für SCO

Mit den dargestellten Entwicklungen kommen Händler den Erwartungen der Kunden entgegen. Gerade das kontaktlose Bezahlen mit Karte oder Smartphone hat in den vergangenen beiden Jahren signifikant an Akzeptanz gewonnen. AHA-Regeln und die Angst vor Ansteckung mit Corona haben dafür gesorgt, dass sich diese Tendenzen noch einmal verstärkt haben.

Kenntnis und Nutzung
neuer Technologien im LEH lt.
POS-Marketing-Report 2021.
Mobile Payment ist für knapp 60 Prozent
der LEH-Shopper relevant.
Quelle: POS-Marketing-Report 2021

Doch bereits vor der Covid19-Pandemie standen das kontaktlose Bezahlen, Self Scanning und Self Checkout ganz weit oben auf der Prioritätenliste des Handels. Neben elektronischen Regaletiketten waren das die wichtigsten digitalen Technologien für Entscheider im LEH:

Die Relevanz aktueller digitaler Technologien
für LEH Marktmanager.
Quelle: POS-Marketing-Report 2020

Schöne neue digitale und kosteneffizientere Einkaufswelt? Das EHI kommt in seiner Studie zum dem Fazit, es gebe im Einzelhandel in Bezug auf die weitere technologische Entwicklung „rosige Aussichten“, eine „noch größere Dynamik im Bereich des mobilen Self Scanning per App“ sei zu erwarten, da die Investitionskosten für den Handel abnähmen. Nun, ein Prophet muss man nicht sein, um diese Entwicklung vorherzusagen. Im Moment allerdings geht der LEH bei der Implementierung der neuen Technologien noch über eine zweigleisige Brücke aus digitalen Services und analogen Hilfestellungen bis die effiziente elektronisch gesteuerte Wunschwelt am POS Wirklichkeit werden kann. Noch benötigen Händler mehr Personal für die Anleitung der Kunden, die die hochtechnisierten Anwendungen am POS nutzen.

Aktuelles Beispiel: Eröffnung Globus Eschborn. Für die Betreuung der Handscanner-Ausgabe und an der Bezahlstation im neuen Markt waren mehr Mitarbeiter erforderlich als an den herkömmlichen Kassenplätzen. Bis die Anwendung dieser Services komplett personalfrei funktioniert, werden noch einige hunderttausend Shopper über die Fläche gegangen sein.

Markterhebung 2021