Im Rahmen unserer kleinen Fortsetzungsreihe zu aktuellen und kommenden Top-Treibern für das Geschäft mit FMCG beschäftigen wir uns heute mit dem neben der Digitalisierung wichtigsten Trend:
Top-Treiber 2: Nachhaltigkeit
Die Bedeutung dieses Faktors für die Vermarktung für FMCG überschreiben wir mit der These
Nachhaltigkeit wird schnell vom Profilierungs- zum Hygienefaktor
In der Tat; der großen Bedeutung und medienbeherrschenden Präsenz zum Trotz sind die derzeit inflationär gehandelten Features der Nachhaltigkeit mittel- bis langfristig kaum dazu geeignet, Konsumenten und Shopper zu begeistern. Vielmehr setzen die Kunden mittlerweile bereits voraus, dass FMCG-Industrie und Handel alles dafür tun, um produktionseffizienter, naturverträglicher und konsistenter zu wirtschaften. Dieser Trend dürfte sich in Deutschland verfestigen, wenn das Ergebnis der Bundestagswahl im September 2021 den aktuellen Umfragen entsprechen sollte und die politischen Entscheidungen sich grüner einfärben als bisher.
Die bereits jetzt spürbaren Folgen und die drohenden Umweltrisiken durch den Klimawandel machen die Erfordernis zum nachhaltigen Leben und Wirtschaften weltweit transparent. Folgerichtig ist Nachhaltigkeit – neben der Digitalisierung – eines der ganz großen Themen unserer Zeit. Ein weiterer Mega-Trend also. Dabei wird nachhaltige Ökonomie differenziert nach u. a.:
- Verringerung von Produktion und Konsum
Dazu gehören u. a. bewusster Einkaufen, längere Produktlebenszyklen, bedarfs- und abverkaufsgerechte Mengenplanung / Eigenversorgung von Händlern und Verbrauchern, Veganismus, Tierwohl - Naturverträgliche Stoffkreisläufe
Dazu gehören u. a. Klimaneutralität, Verwendung regionaler Zutaten, lokale Produktion / lokaler Anbau von Erzeugnissen, Bio- Ackerbau und -Viehzucht - Wiederverwertung und Müllvermeidung
Dazu gehören u. a. Verpackungsreduzierungen, Unverpackt-Konzepte, Re- und Upcycling, Verwertung von Restbeständen und Abschriften, längere/keine MHD für unkritische Warengruppen
Momentan dienen einige Facetten der Nachhaltigkeit noch als Differenzierungsmerkmal. Im Food-Sektor präferieren Shopper derzeit vor allem regionale und lokale Produkte. Die Definition von Regionalität ist indes nicht eindeutig. Z. B. können auch Ethno-Konzepte mit Erzeugnissen aus einer klar definierten Region bei den Shoppern punkten. Wichtig ist dabei, dass eine glaubwürdige und transparente Kommunikation – u. a. gestützt durch Siegel wie z. B. „Fairtrade“ – Vertrauen schafft. Die „Region“ bekommt dadurch eine andere Bedeutungsdimension, im Vordergrund stehen hier weniger kurze Lieferwege sondern naturverträgliche und faire Erzeugungs- und Produktionsbedingungen.
Einige LEH-Kaufleute gehen dazu über, für lokale Erzeuger und Lieferanten maximale Entfernungsradien zu definieren, um sich mit wettbewerbsüberlegener Frische zu profilieren. Ebenso dient die Nutzung (traditioneller) regionaler Rezepte und das Angebot von Zutaten dafür als Instrument zur Abgrenzung. Ein umfassendes Bio-Angebot wird im LEH bereits vorausgesetzt und pflanzliche Alternativen für Fleisch- und Molkereiprodukte nehmen immer größeren Raum auf den Verkaufsflächen ein.
Stichwort „Wiederverwertung“: In zahlreichen Kategorien setzen die FMCG-Hersteller auf Verpackungen aus Rezyklat (WPR, Kosmetik, Hygiene) oder haben von Kunststoff oder Glas auf Papier umgestellt (Trockenware und Getränke).
Dies alles sind erste Schritte zum vollständig nachhaltigen Wirtschaften, das in der C2C-(Cradle-to-Cradle) Idee ein Maximum an Ökoeffizienz erreichen würde. Der Weg bis dahin ist für die Marktteilnehmer allerdings noch lang und steinig.